Um die bestehenden lokalen Netzwerke „Frühe Kindheit“ miteinander zu verknüpfen und ein enges, funktionierendes länderübergreifendes Netzwerk zu knüpfen, hatten Gesundheitsfachkraft Leila Said und Dipl. Pädagogin Katharina Hager 2020 das länderübergreifende Austauschtreffen ins Leben gerufen. Damals folgten bereits 35 freiberuflich, institutionell und ehrenamtliche tätige Anbieter aus den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein und dem angrenzenden Salzburg der Einladung nach Freilassing. Nun fand am 16.11.2021 endlich ein zweites Treffen statt. Aufgrund der Corona-Pandemie in digitaler Form und ausschließlich offen für freiberufliche tätige Fachkräfte aus dem Bildungs-, Sozial- und Gesundheitsbereich.
Das Interesse nach einer länderübergreifenden Vernetzung und dem multiprofessionellen Austausch war wieder groß und so folgten u.a. regional tätige Still- und Laktationsberaterinnen, Hebammen, Psycho- und Musiktherapeuten, Kinderphysiotherapeuten, Gruppenleiterinnen von offenen Kleinkindergruppen, Trainerinnen für Bewegungsangebote, Tagesmütter und Erzieherinnen der Einladung. Alle Teilnehmer/innen erhielten zunächst einen kurzen Bericht von den beiden Veranstalterinnen, was sich im Hintergrund getan hatte seit Durchführung des ersten länderübergreifenden Netzwerktreffens. Der Versuch, für dieses länderübergreifende Netzwerktreffen feste institutionell verankerte Kooperationspartner auf der Ebene der Organisation zu gewinnen, ist leider bislang nicht gelungen. Zu groß sind aktuell noch die unterschiedlichen Rahmenbedingungen, die für institutionell, freiberuflich und ehrenamtlich tätige Fachkräfte im Feld der frühen Kindheit vorherrschen. Geschafft werden konnte es jedoch in der Zwischenzeit, dass sich inzwischen über 100 Fachkräfte aus der Region für den länderübergreifenden Netzwerk-Verteiler angemeldet haben und damit ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur Vernetzung signalisiert haben.
Corona-Pandemie bedeutet enormen Einschnitt für Schwangere und junge Familien
Gemeinsam wurde sich anschließend darüber ausgetauscht, welche Erfahrungswerte im letzten Jahr in Zeiten der Corona-Pandemie in der tagtäglichen Arbeit mit Schwangeren und jungen Familien gemacht werden konnten. Wie berichtet wurde, bedeutete der Ausbruch des Corona-Virus für viele Schwangere und junge Familien einen enormen Einschnitt. Angebote, die es vor Pandemieausbruch wie selbstverständlich gab, die ganz zentral immer waren und demnach stets auch sehr gut besucht, um sich mit anderen Schwangeren/ jungen Eltern aus der Region zu vernetzen und kompetenten Rat und Unterstützung bei konkreten Fragen oder Sorgen zu erhalten, durften von heute auf morgen und auch für längere Zeit nicht mehr oder nur stark eingeschränkt in Präsenz stattfinden. Das Damoklesschwert, wie geht es die nächsten Monate weiter, hängt bis heute über uns allen und es ist demnach nicht verwunderlich, dass viele Schwangere und junge Eltern sehr zögerlich sind, Angebote überhaupt wahrzunehmen. Die Verunsicherung und Sorge, nicht nur im Hinblick auf sich selbst als (werdende) Eltern, sondern auch in Verantwortung gegenüber dem eigenen Säugling und Kleinkind, sind sehr groß. Hinzu kommt auch, dass viele Schwangere und junge Eltern sich bislang bewusst gegen eine Corona-Impfung entschieden haben und ihnen damit in der Konsequenz aktuell aufgrund der geltenden Verordnungen der Regierungen komplett der Zugang zu Angeboten in Präsenz verwehrt wird. Auch das verpflichtende Tragen einer Schutzmaske ist im Kleinkinder-Bereich alles andere als förderlich, wo es doch speziell in den ersten Lebensjahren von besonderer Bedeutung für die sozio-emotionale Entwicklung eines Kindes ist, das ganze Gesicht seines Gegenübers wahrnehmen und erleben zu können.
Viele der anwesenden Anbieter sind während der Corona-Pandemie kreativ geworden und haben neue Angebote entwickelt bzw. bestehende Angebote umgestaltet. Besonders hohe Resonanz konnte dabei mit digitalen Formaten im Bereich der Elternbildung, mit Walk-and-Talk-Angeboten an der frischen Luft und auch mit Online-Einzel- oder Gruppenberatungen für Schwangere und junge Familien erzielt werden. Traurige Realität ist dennoch, dass all diese Angebote zwar besser als gar keine sind, jedoch das natürliche Bedürfnis nach Begegnung und den sozialen Kontakt mit anderen Menschen keineswegs ersetzen können. Von daher ist nur zu hoffen, dass ein Weg zurück zur Normalität bald wieder möglich sein wird.
Corona-Pandemie wirft für viele freiberuflich tätige Fachkräfte ernsthafte Existenzfragen auf
Die Corona-Pandemie stellt freiberuflich tätige Fachkräfte im Feld der frühen Kindheit von Beginn an und bis heute vor sehr große Herausforderungen. Trotz aller Bemühungen, temporär in digitale Räume oder an die frische Luft auszuweichen, haben viele der anwesenden Anbieter enorme finanzielle Einbußen verkraften müssen. Für einige Anbieter bedeutet die Pandemie sogar eine mehrmonatige Zwangspause, weil ihre Arbeit gerade vom direkten Körperkontakt und der persönlichen Begegnung lebt oder weil es auch fachlich nicht vertretbar ist, schon Säuglinge und Kleinkinder für mehrere Stunden an den PC- Bildschirm zu holen. Die große Unsicherheit, wie es die nächsten Monate weitergehen wird, führt zu vermehrten Zukunftsängsten. Einige anwesende Anbieter sind bereits jetzt gezwungen, sich neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit ein weiteres berufliches Standbein zu suchen, um ihre eigene Existenz sichern zu können. Verschweigt werden darf auch nicht, dass einige Berufskollegen und -kolleginnen aus dem Feld der frühen Kindheit bereits aufgeben haben, weil sie Mieten, Lizenzen oder ähnliche Fixkosten, die mit der Ausübung ihrer Berufstätigkeit verbunden waren, ohne fixe Einnahmen über durchgeführte Angebote mit Schwangeren und jungen Familien nicht mehr finanzieren konnten. Jeder Tag länger, den die Pandemie andauert, verschlimmert diese Situation noch. Einige der anwesenden Fachkräfte berichteten auch von großen Sorgen, die sie sich um die Schwangeren und jungen Familien machen. Denn aus zahlreichen nationalen und internationalen Studien ist bekannt, dass gerade der Übergang zur Familie und die erste Zeit mit Baby eine herausfordernde Lebensphase für alle Beteiligten darstellt und demnach kontinuierlich stattfindende Unterstützungsangebote von zentraler Bedeutung sind. Erwähnung fand ferner, dass sich viele freiberuflich tätige Fachkräfte in der Pandemie sehr allein gelassen fühlen sowohl von ihren Berufsverbänden als auch von den zuständigen Behörden bei der Beantwortung von Fragen zu den erlassenen Corona- Verordnungen und hinsichtlich der Konsequenzen bei der weiteren Ausübung ihrer Berufstätigkeit. Ebenso kritisiert wurde, dass in den einzelnen Regionen seit Ausbruch des Corona-Virus kaum noch Austausch- und Vernetzungstreffen von den dafür zuständigen Institutionen organisiert wurden, obwohl diese gerade jetzt besonders wichtig wären.
Länderübergreifendes Netzwerk bleibt weiter aktiv
Es herrschte so wie schon beim 1.länderübergreifenden Austauschtreffen 2020 Einigkeit darüber, dass ein jährliches Zusammentreffen absolut sinnvoll und auch sehr bereichernd für die tägliche Arbeit mit Schwangeren und jungen Eltern ist. Es bietet die Möglichkeit, sich interdisziplinär auszutauschen und zu vernetzen, denn auch an einer berufsgruppenübergreifenden Organisation der vielen freiberuflichen Anbieter mangelt es sonst bislang in der Region. Einem länderübergreifenden Zusammenkommen wurde auch deshalb eine besondere Bedeutung gegeben, weil alle anwesenden Anbieter auch schon mit Familien aus allen drei Regionen zu tun hatten und es von daher auch wichtig ist, jeweils über die spezifischen Lebenssituationen und Angebote in den einzelnen Regionen informiert zu sein. Wünschenswert wäre es langfristig, wenn zum länderübergreifenden Netzwerktreffen auch institutionell und ehrenamtlich angebundene Anbieter wieder mit hinzukommen. Deswegen wird die Einladung zum 3.länderübergreifenden Netzwerktreffen frühe Kindheit voraussichtlich im Herbst 2022 auch wieder an die Institutionen und ehrenamtlich Engagierten gehen. Nur wenn alle an einem gemeinsamen Strang miteinander ziehen, kann eine bedarfsgerechte Unterstützung von Schwangeren und jungen Familien in der Region wirklich gelingen!
Nähere Informationen zum länderübergreifenden Netzwerk frühe Kindheit
Interessierte regionale Fachkräfte aus dem Bildungs-, Beratungs- und Gesundheitsbereich können sich jederzeit kostenlos im Email-Verteiler des länderübergreifenden Netzwerkes frühe Kindheit anmelden. Eine Anmeldung dafür ist möglich bei Dipl. Pädagogin Katharina Hager durch eine Email an info@baerenstark-im-leben.com mit dem Betreff „Anmeldung für den Email-Verteiler länderübergreifendes Netzwerk frühe Kindheit“. Ganz generell lohnt sich für Fachkräfte einmal ein Blick auf die Website von Bärenstark im Leben (www.baerenstark-im-leben.com), denn hier sind zahlreiche Formate & Initiativen zu finden, durch die regionale Anbieter in ihrer Arbeit unterstützt werden. Besonders hervorzuheben ist die Initiative mit den Freebies, die quartalsweise einen Überblick geben über die Kurse, Vorträge, Workshops, offenen Treffs, Gruppenangebote und auch über die vielen digitalen Angebote für Schwangere und junge Familien aus den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein sowie aus dem Bundesland Salzburg.