Bewegung tut Kindern wie Eltern gut. Das ist altbekannt. Dennoch ist die Verlockung manchmal sehr groß, lieber gemütlich einen faulen Nachmittag zu Hause auf dem Sofa zu verbringen. Warum Bewegung für Kinder jedoch wichtig ist und wie sie ganz leicht in den täglichen Familienalltag eingebaut werden kann, verrät Carola Jost.
Ein Interview mit Carola Jost
Welche Rolle spielt Bewegung für Kinder und was lernen Kinder dadurch?
Kinder brauchen Bewegung. Zum Einen hält regelmäßige Bewegung fit, beugt Übergewicht vor und schult wichtige körperliche Fähigkeiten wie beispielsweise Fein- und Grobmotorik sowie das Gleichgewichtsgefühl. Zum Anderen stärkt es auch persönliche Fähigkeiten wie die soziale Entwicklung des Kindes. Beispielsweise, sich in das Gegenüber hinein zu versetzen und mit ihm zu interagieren. Wenn Kinder sich bewegen, können sie sich die Welt erschließen, soziale Kontakte erfahren sowie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten kennenlernen und auf diese Weise Selbstvertrauen aufbauen. Außerdem baut Bewegung Stress ab. Sowohl der Körper, als auch das Gehirn werden besser durchblutet, sodass auch das Lernen in Kindergarten oder Schule leichter fällt. Kurzum: Bewegung ist einer der wichtigsten Grundsteine für eine gesunde Entwicklung!
Bewegen sich unsere Kinder zu wenig?
Die Ergebnisse der Kiggs-Studie (2017) zeigen, dass sich Kinder in Deutschland zwar im Vergleich zu den letzten Jahren wieder etwas mehr bewegen und die Zahl der übergewichtigen Erstklässler leicht zurückgegangen ist, jedoch die Schere zwischen sehr fitten Kindern und solchen, die sich überhaupt nicht bewegen, immer mehr geöffnet wird. Es gibt mehr und mehr motorisch auffällige Kinder. Zu ähnlichen Ergebnissen kommen auch andere Untersuchungen, wie beispielsweise die Health in School-aged children study, die größte europäische Kinder- und Jugendgesundheitsstudie.
Kinder, die sich zu wenig bewegen, verhalten sich nicht selten unruhig, ängstlich und gehemmt. Selbst bei Kindergartenkindern, die verhältnismäßig viel spielen, macht die aktive Bewegungszeit nur einen Bruchteil der Sitzzeit aus. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern zu Hause und in der familiären Freizeit zu mehr Sport und Spiel anregen!
Kannst du Tipps geben, wie Eltern ihre Kinder trotz Zeitnot in Bewegung bringen können?
Bewegung lässt sich ganz einfach in den Alltag integrieren: Am besten gleich morgens mit dem Arbeits- und Schulweg loslegen. Einfach mal das Auto stehen lassen und zu Fuß oder mit dem Rad fahren. Damit kommt ihr automatisch in Schwung und die Kinder lernen auf ganz natürlichem Weg, dass Bewegung in den Alltag gehört. Auch eine Kissenschlacht sorgt für Bewegung, ebenso wie der große Frühjahrsputz. Für schlechtes Wetter eignen sich Ausflüge ins Hallenbad, oder auf den Indoorspielplatz.
Um die Familie in Bewegung zu bringen, helfen auch Routinen. Am Wochenende wird geradelt oder gewandelt, Freitagnachmittag geht’s ins Schwimmbad oder zum Reiten. Sonntagvormittag kicken Papa und Sohn hinterm Haus. Regelmäßige Termine sorgen für Struktur und motivieren zugleich.
Nützlich können auch Outdoor-Spiele sein, die für mehr Bewegung in der Familie sorgen. Federball, Fußball, Tischtennis, Gummitwist, Schneeballschlachten oder Verstecken machen Spaß und glücklich. Grundsätzlich gilt: Wer möchte, dass sich seine Kinder mehr bewegen, muss selbst aktiver sein. Eltern müssen ihren Kindern einen gesunden Lebensstil vorleben!

© Carola Jost
Mit deinen Bewegungsangeboten bietest Du Kindern und auch Eltern aus der Region die Möglichkeit, Schwung und Elan in ihr Familienleben zu bringen. Was ist das Besondere an deinen Kursen?
Wieder in die Balance kommen: Meine Bewegungskurse machen genau das möglich. Ich biete verschiedene Kurse für Kinder und Mamis an, immer mit dem Ziel, die persönliche Ausgeglichenheit zu finden. Mein Schwangeren-, Kinder- oder Familienyoga ist eine wunderbare Möglichkeit, in Bewegung zu kommen. Zugleich bietet es Raum für Ruhe und Entspannung. Gerade in unserer reizüberfluteten Welt sowohl für Kinder, als auch für Eltern sehr wichtig. Mit meinen Rückbildungskursen unterstützte ich Mamas, ihren Beckenboden nach der Geburt wieder zu aktivieren und zu kräftigen. Zudem stärken wir gemeinsam die Rücken- und Bauchmuskulatur. Das Ziel ist es, den Körper zu stabilisieren, sodass die Körperhaltung wieder ins Lot kommt. Außerdem wird die Verdauung angekurbelt, der Stoffwechsel gefördert und das Herz-/ Kreislaufsystem gestärkt.
Ein besonderes Anliegen von dir ist, dass Yoga in die Schulen Einzug findet. Warum hälst du das für wichtig und wie konkret kann das aussehen?
Yoga kann eine Ressource für Kinder sein, besser mit den Belastungen im Schullalltag umzugehen. Kinderyoga führt nachweislich bei den Kindern und Jugendlichen zu einer Verbesserung von Körperhaltung und körperlichem Wohlbefinden, trägt dazu bei, dass der BMI bei Übergewicht abnimmt und sich sowohl auf der physischen wie auch auf der psychischen Ebene Entspannung einstellt, was wiederum die körperlichen Ressourcen stärkt. Ferner steigern sich durch Yoga Wahrnehmung, Kognitions- und Konzentrationsleistungen, die Persönlichkeitsentwicklung wird unterstützt, das Selbstvertrauen gestärkt und emotional werden die Kinder ebenfalls ausgeglichener. Dadurch bessert sich auch das Sozialverhalten. Und das Wichtigste dabei: Die Kinder haben Freude an den Übungen. Aus all diesen Gründen ist es mir auch ein Anliegen, die SchulleiterInnen und LehrerInnen von Yoga in der Schule zu überzeugen und auch ihnen die Möglichkeiten von kurzen Yogaeinheiten in Workshops zu vermitteln.
Mit einer 3. Klasse einer Salzburger Volksschule habe ich das Pilotprojekt „Guten- Morgen-Yoga“ gestartet. Dieses beinhaltet eine komplette Kinderyogastunde über 45 Minuten, in der die Kinder erfahren haben, woher Yoga kommt und was Yoga heißt. Zudem haben wir eine „Reise“ nach Indien gemacht. Dann folgten 2x pro Woche eine Kurzeinheit Yoga von ca. 15 Minuten. Diese Morgeneinheit starten wir meist mit einer Atemübung und einem verkürzten Sonnengruß.
Die Kinder lieben es, wenn ich Geschichten aus der indischen Mythologie erzähle. Auch Massagegeschichten kommen immer sehr gut an. Das Schöne am Yoga ist, es gibt für jede Situation passende Übungen, die problemlos und ohne Hilfsmittel im Klassenzimmer durchgeführt werden können. Gerne berate ich Schulen und Kindertagesstätten bei Interesse.
Im Gespräch mit:
Carola Jost ist Mutter einer 9-jährigen Tochter. Sie kommt ursprünglich aus der freien Wirtschaft, hat vor etlichen Jahren BWL studiert. Es folgte eine berufliche Neuorientierung, als die gesundheitlichen Probleme zu heftig, der Stress zu viel und der Leidensdruck zu groß wurden. Anknüpfend an ihre Leidenschaft für Bewegung und Sport hat sie verschiedenste Ausbildungen im Gesundheitsbereich absolviert. Beispielsweise ist Carola Jost Kinderyogalehrerin, Kinderentspannungstrainerin, zertifizierte Babymassage-Kursleiterin, Kid Fit Fun© Trainerin sowie auch Trainerin mit B-Lizenz. Im Mai 2016 hat sie Balance Zeit. Yoga und Bewegung gegründet, worüber sie im Salzburger Tennengau Bewegungs- und Yoga-Kurse für Schwangere, Kinder, Mütter und die gesamte Familie anbietet.
Kursangebote im Herbst 2018:
Familienyoga in Golling -> Start ab 21.09.2018
Familienyoga in Niederalm -> Start ab 22.09.2018
Rückbildung mit Baby in Niederalm -> Start ab 03.10.2018
Yoga sanft in Golling -> Start ab 01.10.2018