Selbstfürsorge für Mütter? Wie kann das funktionieren: Sich und seine Bedürfnisse ernst nehmen und gleichzeitig dem Kind das schenken, was es achtsam und gesund gedeihen lässt? Ich habe mir ein paar Gedanken darüber gemacht und darüber auch mit Brigitte Kendlbacher- Schultermandl, Begleiterin für Frauen und Kinder und Gründerin von Matea – Zentrum für neues Leben in Altenmarkt im Pongau gesprochen.
Was ist mit dem Begriff der „Selbstfürsorge“ konkret gemeint?
Für mich persönlich bedeutet Selbstfürsorge, zu sich selbst fürsorglich zu sein. Denn erst dann, wenn ich gut mit mir selber umgehe, dann gehe ich auch mit meinen Kindern fürsorglich um. Dann bin ich überhaupt erst dazu in der Lage, ihre Bedürfnisse wahr- und auch ernst zunehmen.
Selbstfürsorge beinhaltet jedoch mehr als nur das Versorgen im Vorbeigehen, den Lieblings-Kaffee im Gehen oder das Bio-Sandwich auf die Hand. Auch das 4-stündige Rund-um-Sorglos-Paket in der Wellness-Oase ist nicht gemeint. Es geht an die Essenz: Deinen körperlichen und Deinen mentalen Gesundheitszustand. Wie sieht es mit Deinen eigenen Reserven aus? Wie voll oder leer ist Dein Akku? Wann hast Du das letzte Mal bewusst für Dich selber gesorgt?
Warum dürfen Mütter nicht vergessen, auf sich und ihre Bedürfnisse zu achten?
Selbstfürsorge ist nicht nur wichtig, sondern sogar unverzichtbar. Im Grunde sind wir Menschen vergleichbar mit einer Pflanze. Damit sie gut gedeihen und vor allem blühen kann, musst du wissen, was sie für Bedingungen braucht und welche Bedürfnisse sie hat: sie braucht ausreichend Wasser, um Lebensenergie zu haben, sie braucht frische Luft zum Atmen, sie braucht gesunden Boden, um Stärke und Halt zu finden, sie braucht ausreichend Licht, um in die Höhe zu streben, sie braucht eine angenehme Temperatur, um sich wohl zu fühlen und sie braucht ausreichend Platz, um sich zu entfalten.
All das muss stimmen, damit die Pflanze ihre bestmögliche Entfaltung zeigen kann. Damit sie kraftvoll und stark sein kann, gesund bleiben und groß werden kann. Wenn der Boden nicht gut ist, wird der Halt der Pflanze unsicher werden, weil die Wurzeln nicht greifen können. Wenn nicht genug Wasser da ist, wird sie nicht wachsen, werden ihre Stiele nicht austreiben können, weil ihr im Inneren wortwörtlich der Lebenssaft fehlt. Ihre Blätter werden stumpf und schwach werden und sie anfällig für Krankheiten sein. Wenn sie im Dunkeln steht und Licht bräuchte, wird sie verkümmern, wenn du nichts an ihrem Stand änderst.

Wie kräftig ist dein Lebensbaum? © Hans Martin Paul/ pixabay
Warum fällt es vielen Müttern schwer, sich um sich zu sorgen, um Hilfe zu bitten und diese nicht erst anzunehmen, wenn gar nichts mehr geht?
Ich arbeite inzwischen 10 Jahre mit Schwangeren und Eltern. Es gibt meiner Erfahrung nach vielfältige Gründe dafür. Es hängt sicher mit den Erfahrungen zusammen, die wir selbst in unserer Kindheit mit den eigenen Eltern und dem Umfeld gemacht haben. Haben uns die eigenen Eltern das Gefühl gegeben, dass wir gut sind, so wie wir sind? Wurden wir mit Liebe und Respekt behandelt oder unfair kritisiert oder gar manipulativ unter Druck gesetzt? In welchem Ausmaß war deren Selbstfürsorge und Selbstliebe vom „Status“ als Mutter und/ oder Partner abhängig? Welche Muster haben wir übernommen und übertragen sie nun auf unsere Mama-Rolle und auf die Erziehung unserer eigenen Kinder?
Und es liegt sicher auch am Druck, mit dem alle Mütter und Väter heutzutage konfrontiert sind: immer die „perfekten Eltern“ sein zu müssen, die scheinbar mühelos allein und mit links Job und Kind schaffen und dabei immer auch noch relaxt wirken sollen. Dann fühlt sich das Hilfe bekommen auch ein bisschen wie Versagen an. Als gäbe man sich die Blöße, wenn man sagt: Nein, gerade schaffen wir es nicht alleine. Als würde man sein Leben nicht hinkriegen, bloß weil einem geholfen wird.

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Liebe Brigitte, mit „Matea – Zentrum für neues Leben“ und deinem Online-Angebot begleitest Du Frauen und ihre Familien, wieder in ihre Kraft zu kommen und ein erfülltes und selbstbestimmes Leben zu führen. Was ist das Besondere an deinen Angeboten?
„Durch das Erleben meiner eigenen Schwangerschaft vor 10 Jahren mit meiner Tochter wurde mir sehr bewusst, wie medizinisch diese Zeit in unserer Gesellschaft betrachtet wird. Alles wird kontrolliert, dokumentiert, es darf nichts von der „Norm“ abweichen. Es fehlte mir das Natürliche, der ganzheitliche Zugang, das Wunder, das in jeder Schöpfung steckt. Das brachte mich dazu, dass ich mich intensiv mit alternativen Wegen in der Begleitung und Behandlung und auch mit dem freien Lernen ohne Schule auseinandersetzte.
Mit „Matea – Zentrum für neues Leben“ konnte ich in Altenmarkt im Pongau eine Anlaufstelle schaffen, wo Frauen und ihre Familien in der Zeit vom Kinderwunsch, Schwangerschaft bis in die ersten Lebensjahre des Kindes mit allen Belangen hinkommen können. Wo Frauen ganzheitlich begleitet und individuell unterstützt werden. Dabei ist mir sehr wichtig, das Natürliche zu erkennen, den Ursprung, wie es die Natur gedacht hat. Im Zentrum arbeiten 8 – 10 Dienstleister, die zu den Kernthemen Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt, Familie, Gesundheit und Frau sein Angebote in verschiedenen Settings (Einzelberatung und –therapie, Gruppenangebote, Workshops, Seminare) anbieten. Zudem gibt es vereinzelte Angebote in zusätzlichen Bereichen, wie z.B. das Familiencafe, die Leihbücherei sowie den Matea Shop.
Mit meinem Online-Begleitungsangebot „Lebe Dich“ habe ich eine wunderbare Möglichkeit gefunden, noch mehr Frauen und ihre Familien auf ihrem Weg zu einem respektvollen und erfüllten Zusammenleben zu begleiten. Ich gebe den Frauen Inspirationen und Impulse für ihr Leben, wie sie sich selbst bestimmt und achtsam neu erfahren dürfen. Mir ist es ein Anliegen, dass Frauen die Ganzheit in sich selbst wieder erfahren und alte Muster aus der pränatalen Zeit und der frühen Kindheit aufgelöst werden können. Wenn das möglich ist, kann sich die volle Kraft entfalten“ (Zitat Brigitte Kendlbacher-Schultermandl).

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Welche Erfahrungen hast Du mit deinen Angeboten gemacht?
„Es ist für mich immer tief berührend, Frauen auf ihrer Reise zu sich selbst begleiten zu dürfen. Ich erlebe sie unglaublich stark und authentisch, wenn sie es geschafft haben, mit sich selbst Frieden zu schließen und sich zu akzeptieren, so wie sie sind. Sich selbst zu lieben macht glücklich, tolerant und stark! Und es färbt auch positiv auf die Kinder ab. Denn Kinder lernen vor allem durch Nachahmung. Sie nehmen auf, was sie an ihren Müttern, Tanten, Großmüttern, Lehrerinnen, Trainerinnen, Erzieherinnen etc. sehen, hören und erleben und übertragen es auf sich. Wenn ich beispielsweise als Mutter vorleben kann, dass ich mich mag, dass ich mich okay finde, dann wird meine Tochter das mit hoher Wahrscheinlichkeit übernehmen und ebenfalls einen sehr liebevollen Blick auf sich selbst richten. Deshalb lohnt sich die Reise zu einer gesunden Selbstliebe in doppelter Hinsicht!“ (Zitat Brigitte Kendlbacher-Schultermandl).
Liebe Brigitte, herzlichen Dank für das wertvolle Interview mit dir. Es hat mich total beeindruckt, was du in den letzten Jahren für Familien in Salzburg auf die Beine gestellt hast und nun auch online für Frauen und Kinder anbietest. Unbedingt dranbleiben, du bist toll!
Im Gespräch mit:
Brigitte Kendlbacher-Schultermandl ist Mutter einer 9-jährigen Tochter. Sie gründete im Mai 2014 den gemeinnützigen Verein „Matea – Zentrum für neues Leben“ in Altenmarkt im Pongau, wo sie in Zusammenarbeit mit einem multiprofessionellen Team Angebote für Paare mit Kinderwunsch, Schwangere, junge Familien und Frauen in verschiedenen Settings (Einzelberatung und -therapie, Gruppenangebote, Workshops, Seminare) zu den Kernthemen Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt, Familie, Gesundheit und Frau sein anbietet. Zudem gibt es vereinzelte Angebote in zusätzlichen Bereichen, wie z.B. das Familiencafe, die Leihbücherei und den Matea-Shop. Brigitte Kendlbacher-Schultermandl ist ferner auch seit einigen Monaten als Online-Begleiterin für Frauen und Kinder aktiv, um sie in ihrem Potential zu stärken und die Persönlichkeiten der Kinder zu sehen und zu fördern. Zudem ist sie Co-Autorin für das Buch „Wie hast du das gemacht?“, in dem sie über das freie Lernen ohne Schule mit ihrer Tochter berichtete.
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