Die Elternberatung – Frühe Hilfen kann auf eine 100 Jahre alte Tradition im Bundesland Salzburg zurückblicken. Sie hat sich als zentrale Anlaufstelle für Schwangere und junge Eltern etabliert. Mit ihren vielfältigen Angeboten trägt sie erheblich dazu bei, dass Eltern möglichst früh Unterstützung und Begleitung bekommen, um ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Ich habe mich vor Kurzem mit Herbert Huka-Siller, Leiter der Elternberatung – Frühe Hilfen und dessen Team auf ein persönliches Interview getroffen, um noch mehr darüber zu erfahren, warum ausgeglichene und zufriedene Eltern die beste Voraussetzung für glückliche und fröhliche Kinder sind, welchen Beitrag dabei die Elternberatung – Frühe Hilfen mit ihren Angeboten leistet und warum ein Engagement für familiengerechte Rahmenbedingungen auch heute noch notwendig ist. Hier am Blog habe ich für euch das Wichtigste unseres Gespräches zusammengefasst.
Wie es dazu kam, dass die Elternberatung – Frühe Hilfen ins Leben gerufen wurde und wofür sie sich einsetzt
Die Mutterberatung des Landes Salzburg gibt es schon seit den 1920er Jahren in Salzburg. Lange Zeit war das Aufgabenprofil rein auf die Gesundheitsvorsorge (insbesondere die Reduzierung der Säuglingssterblichkeit) ausgerichtet. Die Bedürfnisse von Familien haben sich inzwischen verändert und das Profil der Mutter-/ Elternberatung wurde weiterentwickelt.
Ziel der heutigen Elternberatung – Frühe Hilfen ist, frühzeitig nach der Geburt eines Babys Bedingungen für die Pflege und Erziehung zu schaffen, die die Entstehung von Auffälligkeiten verhindern und eine positive Entwicklung von Kindern fördern – z.B. indem Eltern wieder für ihre eigenen intuitiven Fähigkeiten sensibilisiert werden. Die Elternberatung – Frühe Hilfen soll dazu beitragen, das Wissen der Eltern über die Entwicklung und die Bedürfnisse ihrer Babys und Kleinkinder sowie das Verständnis für deren Verhalten zu erhöhen und ihr Handlungsrepertoire zu erweitern. Der hohe Bekanntheitsgrad und die fast ebenso hohe Akzeptanz der Elternberatung – Frühe Hilfen in der Öffentlichkeit ermöglichen einen breiten und niederschwelligen Zugang der Familien zu den dortigen Angeboten.

© Elternberatung des Landes Salzburg
Der Alltag mit Kindern birgt immer wieder neue Herausforderungen. Mit welchen Fragen kommen Eltern in die Elternberatung – Frühe Hilfen?
In der Elternberatung – Frühe Hilfen ist grundsätzlich Platz für alle Fragen zur Erziehung und zum Familienleben bis zum 6.Lebensjahr des jüngsten Kindes der Familie bzw. bis zum Zeitpunkt des Schuleintritts. Auch Schwangere erhalten in der Elternberatung lebenspraktische Hilfestellung bei Fragen zur Schwangerschaft, Geburt oder zum Stillen.
Wie die Praxis zeigt, kommen Eltern oft mit unspezifischen Fragestellungen oder mit einem Paket an Einzelfragen aus den unterschiedlichen Lebensbereichen in die Elternberatung- Frühe Hilfen. Häufige Fragen vieler Eltern sind beispielsweise: „Wie setze ich Grenzen?“, „Ist es normal, dass man Kind soviel schreit?“, „Warum ist mein Kind auf einmal so oft zornig?“, „Welche finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es nach einer Trennung und Scheidung?“, „Wie gelingt es mir, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren?“ sowie „Wie kann ich in Kontakt mit anderen Müttern mit gleichaltrigen Kindern kommen?“.
Die ElternberaterInnen helfen dann beim Entwirren, bieten Orientierung und unterstützen bei der Bearbeitung der einzelnen Fragestellungen. Sie bieten lebenspraktische Hilfestellung ohne dabei die bisherige Lebensweise der Familien zu verurteilen. Sie geben Informationen zur Entwicklung des Kindes, sind ein Gegenüber zum Reflektieren des Erziehungsverhaltens und leiten die Eltern an, in eine gelingende Interaktion zum Kind zu finden. Besonders im Blick dabei sind stets die Ressourcen der Eltern, die gestärkt werden sollen sowie auch die Bindungskompetenz zum Kind. ElternberaterInnen helfen beim Übersetzen der kindlichen Signale, damit Eltern lernen, die Sprache ihrer Kinder zu lesen.
Die einzelnen Themen der Eltern, des Kindes, der Familie werden nie losgelöst aus ihrem lebensweltlichen Kontext betrachtet, sondern vielmehr wird die individuelle Lebenslage der Familie immer ganzheitlich in den Blick genommen und all ihre Facetten mit einbezogen. Jegliche Veränderung in einem Lebensbereich zieht Veränderungen in den anderen Bereichen nach sich.
Sensibel informieren, beraten und bilden
Die Angebote der Elternberatung – Frühe Hilfen sind vielfältig und orientieren sich stets an den Anliegen der Schwangeren und jungen Eltern. Sie reichen von Geburtsvorbereitungskursen über Untersuchung, Beratung und Unterstützung, Babyclubs bis hin zu Elternseminaren. In die Elternberatung – Frühe Hilfen kann jeder kommen, unabhängig von seiner Nationalität, Weltanschauung oder Religionszugehörigkeit. Es ist Platz für alle Fragen zur Erziehung und zum Familienleben. Ratsuchenden Schwangeren und Eltern wird individuell, vertraulich, unbürokratisch und größtenteils kostenfrei geholfen. Grundsätzlich basiert die Arbeit auf freiwilliger Basis (Ausnahme Kindeswohlgefährdung). Auf Wunsch kann auch Anonymität zugesichert werden. Die Elternberatung – Frühe Hilfen ist mit ihren Angeboten im gesamten Bundesland Salzburg anzutreffen.
Die Angebote im Detail:
- Schwangerschaft und Geburt: Dieses kostenlose Angebot richtet sich an alle werdenden Mütter und Väter, die Informationen und Unterstützung rund um die Geburt und Antworten auf ihre Fragen haben möchten. Themenschwerpunkte: Entspannung, Atemübungen, alle Frage um und über die Geburt, Wochenbett, Babypflege, Stillen, sozialrechtliche Angelegenheiten sowie Beratung über finanzielle Ansprüche. Es beraten Sie Dipl. Hebammen und Dipl. Schwestern, PsychologInnen und SozialarbeiterInnen.
- Rückbildungsgymnastik: Mütter von Säuglingen im ersten Lebensjahr nach der Entbindung sind Zielgruppe dieser Kurse. Sie erhalten fachkundige Begleitung für eine körperliche Gesundheitsfürsorge nach der Geburt und können Gymnastikübungen ausprobieren zur gezielten Kräftigung von Beckenboden, Po und Rückenmuskulatur.
- Elternberatungsstunde: Im gesamten Bundesland Salzburg finden regelmäßig Elternberatungsstunden in den Gemeinden statt. Eine Übersicht über die einzelnen Termine findest du hier. Das Team – bestehend aus einer Ärztin oder einem Arzt, einer Dipl. Schwester oder Hebamme und/oder einer Sozialarbeiterin/einem Sozialarbeiter – bietet ärztliche Untersuchung, Wachstums- und Gewichtskontrolle, Impfungen nach Vereinbarung, Still- und Ernährungsberatung (Beikost), Babypflege und Babymassage, Tragetuch binden (Verleih von Tragetüchern im Sekretariat der Elternberatung), Sozialrechtliche Beratung und Information über finanzielle Hilfen, Hilfe in Erziehungsfragen, Hilfe bei Anpassungs- und Regulationsproblemen sowie Schlafberatung. Die Elternberatungssprechstunde ist auch ein sehr guter Treffpunkt, um Kontakt mit anderen Schwangeren und Müttern zu knüpfen und kann auch zum Erfahrungsaustausch und zum gemeinsamen Spielen mit den Kindern genutzt werden. Ein Besuch ist ohne vorherige Anmeldung möglich.
- sozialarbeiterische Einzelberatung: Die sozialarbeiterische Beratung bietet Hilfestellung beim Hineinwachsen in die Elternrolle, Fragen zur Erziehung, Informationen über Wege vor und nach der Geburt, Informationen zu sozialrechtlichen Fragen, zu finanziellen Fragen rund um Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld sowie andere finanzielle Leistungen für Familien im Bundesland Salzburg, zum Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt aber auch über regionale Beratungsangebote und Möglichkeiten der Kinderbetreuung.
- psychologische Einzelberatung: Die psychologische Beratung stärkt die elterliche Erziehungskraft und Eigenverantwortung, um den Erziehungsalltag sowie den Spagat zwischen Berufstätigkeit und Familie bewältigen zu können. Die Eltern erhalten konkrete Anleitungen zur Orientierung und Stabilisierung bzw. Veränderung des Erziehungsverhaltens. Sie erhalten ferner begleitende Beratung, um ein adäquates Elternverhalten zu erwerben und somit einer konflikthaften Eltern-Kind-Beziehung vorzubeugen. Zudem wird ihnen Wissen vermittelt zu Entwicklungsthemen, um frühzeitig psychische und interaktionelle Risikofaktoren in der Eltern-Kind-Beziehung zu erkennen und entgegen zu wirken. Die Eltern erhalten auch Unterstützung und Orientierung bei Krisen – gemeinsam wird versucht, den Verunsicherungen der Eltern entgegen zu wirken und Klarheit zu schaffen, um den eigenen Weg aus der Überzahl von Angeboten und Informationen zu finden, diese zu filtern und sie für den eigenen Alltag nutzbar zu machen.
- Still-, Pflege- und Ernährungsberatung: Zusätzlich zu den Elternberatungsstunden bietet die Elternberatung Still-, Pflege- und Ernährungsberatung in Form von Einzelberatungen an. Weiters besteht die Möglichkeit von Hausbesuchen bei Müttern/Eltern, die das Angebot der Elternberatungsstunde nicht nützen können oder Begleitung und Betreuung wünschen. Ziel dieses Angebots ist, die Gesundheitsvorsorge für Säuglinge und Kleinkinder zu unterstützen und die Eltern/Betreuungspersonen in den Ernährungs- und Pflegeaufgaben zu stärken.
- Elternsprechstunde für Schreibabys: Die Elternsprechstunde für Schreibabys dient dazu, Eltern konkrete Hilfestellungen sowie Selbstvertrauen und Sicherheit zu geben. Das Team der Elternsprechstunde – bestehend aus einer Psychologin, einer Ärztin und einer Dipl. Gesundheits- und Krankenschwester – bietet Unterstützung und Beratung, wenn das Baby viel schreit, unruhig ist, wenig schläft und sich Mütter und Väter dadurch belastet fühlen. Ebenso unterstützt das Team, wenn Sorgen um das Gedeihen des Babys auftreten. Das Beratungsangebot ist kostenlos und findet jeden Dienstag von 14:30 – 16:30 Uhr in der Gstättengasse und zu telefonisch vereinbarten Terminen statt.
- birdi- Information und Begleitung für Familien: Seit März 2016 wird im gesamten Bundesland Salzburg das Projekt „birdi – Information & Begleitung für Familien“ angeboten. Ziel des Projektes ist es, werdenden Eltern und Eltern mit Kindern bis zum 3. Lebensjahr in belastenden Situationen möglichst frühzeitig adäquate Unterstützungen anbieten zu können. Die Inanspruchnahme des Angebotes beruht auf freiwilliger Basis. Nähere Informationen zum Konzept der Frühen Hilfen sowie zur Umsetzung im Bundesland Salzburg im Projekt „Birdi“ findest du hier.
Alle MitarbeiterInnen der Elternberatung sehen sich als Teil eines multiprofessionellen Netzwerkes und tragen durch einen kontinuierlichen kollegialen Austausch zur individuellen und bedarfsgerechten Unterstützung der Familien bei. Zum Team gehören beispielsweise PsychologInnen, SozialpädagogInnen, SozialarbeiterInnen, KinderärztInnen, Kinderkrankenschwestern, Hebammen sowie Kindergarten- und HortpädagogInnen, die im Laufe ihrer Tätigkeit in der Elternberatung spezielle Zusatzqualifikationen erworben haben. Durch die multiprofessionellen Teams können unterschiedliche Blickwinkel auf die Lebenslage der Familien zusammengetragen werden und so eine passgenaue Begleitung und Betreuung im regionalen psychosozialen Versorgungsnetzwerk vermittelt werden.

© Elternberatung des Landes Salzburg
Eltern als Experten – Elternberater als Bergführer
Die Arbeit mit Familien ist vergleichbar mit einer Wanderung: Eltern müssen streckenweise auch schwieriges Gelände mit ihren Kindern durchqueren. Die ElternberaterInnen sind dabei die Bergführer, die das Gelände gut kennen und Orientierung sowie Erfahrung haben. Sie achten darauf, die Eltern dort abzuholen, wo sie gerade stehen, wählen die passenden Wege und das Tempo, weisen auf Möglichkeiten hin, wie der Weg oder eine Gefahrenstelle gut gegangen werden kann und helfen den Eltern dabei, ihre Ressourcen gut zu nützen. Dabei stellen die ElternberaterInnen ihr Know-how zur Verfügung und haben Proviant, Sicherheitsseil und Pflaster dabei. Den Weg müssen die Eltern allerdings selbst gehen, die ElternberaterInnen können weder ihre Kondition beeinflussen, noch ihnen ihr Gepäck abnehmen. Eins ist jedoch gewiss: Gemeinsam läuft es sich sicherer – und es macht auch viel mehr Spaß!
Die Elternberatung vertritt grundsätzlich einen autoritativen Erziehungsstil (auch bekannt unter dem Begriff „Freiheit in Grenzen“). Das bedeutet, Eltern nehmen ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahr und ernst. Sie achten ihre Kinder in ihren Bedürfnissen und Gefühlen, stellen an ihre Kinder aber auch Anforderungen, indem sie klare Richtlinien und Strukturen festlegen und auf deren Einhaltung achten. Gleichzeitig unterstützen und fördern Eltern ihre Kinder und ermutigen sie zur Autonomie. Die Eltern haben gegenüber ihren Kindern die Führungsrolle inne, die sie anerkennen und akzeptieren müssen. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung und Verantwortung gegenüber ihren Kindern legen sie Richtlinien fest. Diese Richtlinien sind jeweils vom Alter und der Entwicklung der Kinder abhängig und ändern sich dadurch permanent. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern einen guten Schutzraum zu geben, in dem sie Erfahrungen der Begrenzung und Frustration machen können. Die Eltern begleiten ihre Kinder durch diese Konflikte, ohne ihnen diese abzunehmen. Die Kinder erhalten Sicherheit durch die klar definierten Handlungsspielräume.
Die Eltern sind die Fachleute für ihr Kind. Im Fokus steht die Stärkung der Eltern in ihrer Erziehungskompetenz sowie die Entwicklung individueller und spezifischer Ideen, damit die Eltern vom Idealbild der Familie zu einem realistischen Bild kommen können. Elternberatung begleitet die Familien bei der Landung in der Realität und bedeutet Begleitung in der Gestaltung des realen Lebens. Auch das Zusammenführen der Bedürfnisse von Frau und Mutter bzw. Mann und Vater findet Berücksichtigung.
Schon kleine Änderungen im Erziehungsverhalten ziehen oft eine deutliche Besserung im Miteinander nach sich, wenn die Hilfe frühzeitig ansetzt. Um bei den kleinen und großen Nöten im Familien- und Erziehungsalltag zu helfen, gibt es das Team der Elternberatung – Frühe Hilfen.
Gut gerüstet fürs Leben zu sein braucht auch familiengerechte Rahmenbedingungen!
Die Elternberatung – Frühe Hilfen hat es sich zum Ziel gesetzt, Eltern aus dem Bundesland Salzburg dabei zu unterstützen, ihren Kindern ein sicheres und gesundes Aufwachen zu ermöglichen. Damit dies auch möglich wird, braucht es Kooperationen, auf die verlässlich gebaut werden kann. Es braucht beispielsweise eine Mutter-Kind-Station am Krankenhaus, auf der psychisch erkrankte Eltern gemeinsam mit ihren Kindern aufgenommen und behandelt werden können. Daran anschließend wird in Salzburg dringend auch eine Nachbetreuung von psychisch erkrankten Eltern benötigt, die im gesamten Bundesland kontinuierlich und ausreichend zur Verfügung steht. Auch kultursensible Hilfen in den Bereichen sozialpsychiatrische Beratung, Ehe- und Familienberatung, Erziehungsberatung sowie muttersprachliche Elterntrainings für Eltern mit Migrations- und Fluchthintergrund wären hilfreiche Angebote zur Unterstützung von Eltern und ihren Kindern.
Kontaktdaten und Information
Elternberatung – Frühe Hilfe
Internet: www.salzburg.gv.at/elternberatung
Facebook: https://www.facebook.com/Elternberatung.Salzburg/
Vielen herzlichen Dank für das spannende Interview! Ich freue mich sehr, ab April 2018 Teil dieses wunderbaren Teams sein zu dürfen. Ihr macht wunderbare Arbeit und helft damit vielen Familien in Salzburg. Weiter so!
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