Es begann vor über 30 Jahren mit einer privaten Elterninitiative, die sich dafür einsetzte, dass erkrankte Kinder Nähe und Geborgenheit bei einem Krankenhausaufenthalt erfahren. Was heute selbstverständlich ist, Eltern begleiten ihre kranken Kinder bei einem Krankenhausaufenthalt, war damals nur, wenn überhaupt, unter hohen finanziellem Aufwand möglich. Heute ist der Verein KiB Österreichweit aktiv und seine Stimme hat Gewicht, wann immer es um die Rechte der kranken Kinder geht. Ich habe mich vor Kurzem mit Brigitte Angerer, Koordinatorin beim Verein KiB für die Bundesländer Salzburg, Tirol und Vorarlberg, mit Hilde Neubacher, Notfallmama und Petra Obermayer, Mutter eines 7-jährigen Sohnes, auf ein persönliches Interview getroffen, um noch mehr darüber zu erfahren, warum es gerade für erkrankte Kinder so wichtig ist, dass sie die Nähe und Geborgenheit ihrer Eltern bekommen, welche Früchte der bisherige Einsatz des Vereins KiB für die Rechte der Kinder ernten konnte und warum ein Engagement für familiengerechte Rahmenbedingungen auch heute noch notwendig ist. Hier am Blog habe ich für euch das Wichtigste unseres Gespräches zusammengefasst.
Wie kam es dazu, dass der Verein KiB ins Leben gerufen wurde und wofür engagiert er sich?
Wie mir die Landeskoordinatorin Brigitte Angerer berichtete, gründeten vor 32 Jahren eine Hand voll Eltern um Ernst Schausberger in Vöcklabruck den Verein „Kinderbegleitung für Spitalaufenthalt“. Damals war es nicht möglich, dass Eltern ihr Kind ins Krankenhaus begleiten und wenn doch, dann verbunden mit sehr hohen Kosten. Die Vision damals war, erkrankten Kindern Nähe und Geborgenheit zu geben – dort wo sie es zum Gesundwerden brauchen: während eines Krankenhausaufenthaltes. Das Ziel der Vereinstätigkeit von KiB war damals und ist heute noch, Eltern mit kranken Kindern finanzielle und soziale Unterstützung zu geben. KiB will den Eltern das Gefühl vermitteln, dass sie in ihrer Situation mit ihrem kranken Kind nicht allein gelassen werden.

Foto: © Verein KiB
Durch das unermüdliche Eintreten des Vereins für das Recht der Kinder, eine Bezugsperson bei sich im Krankenhaus zu haben, ist es heute in ganz Österreich eine Selberverständlichkeit, dass Ärztinnen und Pflegepersonal die Mitaufnahme einer Bezugsperson befürworten. Maßgeblich verbessert worden zudem, dass kein Kind mehr länger als nötig im Krankenhaus bleiben muss, wenn die notwendige medizinische Versorgung auch zu Hause gewährleistet werden kann. Hauskrankenpflege für Kinder ist notwendig. KiB war in Kooperation mit den mobilen Kinderkrankenschwestern Österreich weit am Aufbau einer mobilen Kinderkrankenpflege maßgeblich beteiligt und dadurch ist diese heute selbstverständlich. Damit es auch berufstätigen Eltern möglich ist, bei ihrem kranken Kind zu bleiben, bemühte sich der Verein die Forderung nach Pflegefreistellung zur Begleitung des Kindes im Krankenhaus gesetzlich zu verankern. Dies ist 2013 gelungen, sodass seither Eltern einen Anspruch auf Pflegefreistellung haben, wenn ihr Kinder unter zehn Jahre alt sind und sie es im Krankenhaus begleiten wollen. Nach jahrelangen Verhandlungen und Gesprächen entstehen seit 2017 durch den Krankenhausaufenthalt eines Kindes keine Kosten mehr (Abschaffung des Selbstbehaltes). Seit einigen Jahren ist der Verein darum bemüht, den Aufbau eines Österreich weiten, flächendeckenden Netzwerkes an Betreuungspersonen/ Notfallmamas für Familien, die von Krankheit betroffen sind, voranzutreiben. Kein Kind soll krank den Kindergarten oder die Schule besuchen müssen, keine Mama/kein Papa soll krank die gesunden Kinder versorgen müssen.

Foto: © Verein KiB
Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wenn Kinder erkranken: Wie geht das?
Die Bedürfnisse der Eltern mit erkrankten Kindern haben sich in den letzten Jahren sehr stark gewandelt. Nicht selten kommen Eltern in der heutigen Zeit in Bedrängnis, wenn ihre Kinder erkranken und sie zu Hause betreut werden müssen. Natürlich möchten sie am liebsten selbst beim erkrankten Kind bleiben und es gesund pflegen, doch dies ist nicht immer möglich. Wichtige Termine am Arbeitsplatz können manchmal nicht verschoben werden, Vorgesetzten oder den Kollegen gegenüber können sich manche Eltern allzu viele Fehlzeiten – sei es auch in Form der Pflegefreistellung – einfach „nicht leisten“.
Es stellt sich dann die Frage: Wer bleibt beim Kind zu Hause,
- wenn Papa und Mama zur Arbeit gehen müssen und niemand aus dem familiären Umfeld für die Betreuung zur Verfügung steht?
- wenn Mama oder Papa erkranken und ein paar Stunden Ruhe benötigen, schlafen müssen und daher als Betreuungsperson ausfallen?
Auf Grund dieser gesellschaftlichen Veränderungen hat der Verein KiB 2017 die Initiative notfallmama ins Leben gerufen, um Familien im Krankheitsfall bestmöglich und rasch zu unterstützen.
Wenn krank, dann (Notfall-) Mama!
Krankheit in der Familie bedeutet fast immer auch Notfall, vor allem dann, wenn aus dem näheren Umfeld niemand zur Verfügung steht. Genau dort wird die Initiative notfallmama, des Vereins Kib children care aktiv. Egal ob Mama, Papa oder Kind erkrankt, der Verein KiB unterstützt Eltern bei der Betreuung ihrer Kinder zu Hause. Denn außergewöhnliche Situationen erfordern auch außergewöhnliche Lösungen!
Eine Notfallmama ist zuständig für die krankheits- und altersgerechte Betreuung des Kindes. Sie spielt mit dem Kind, bastelt, liest vor u.s. – je nach Vorlieben des Kindes. Eine Notfallmama ist ausschließlich für die Betreuung des Kindes zuständig.

Foto: © Verein KiB
Die Kontaktaufnahme erfolgt über die KiB-Zentrale. Eltern mit Betreuungsbedarf können rund um die Uhr unter der Tel. +0043 664 / 6 20 30 40 anrufen. Eine KiB-Mitarbeiterin sucht dann im Bundesland eine Einrichtung, die den Betreuungsbedarf abdecken kann. Dafür ist KiB mit vielen Organisationen vernetzt, um möglichst rasch eine kurzfristige Betreuung zu finden. Sind diese ausgelastet, wird eine regionale Notfallmama (KiB-Mitglied) gesucht, die sich um das Kind kümmert. In der Folge vereinbaren die Eltern alles Weitere für die Betreuung zu Hause.
Aktuell besteht das Team der Notfallmamas im Bundesland Salzburg aus 36 Notfallmamas (Frauen und Männer). Viele der Notfallmamas sind Omas und Mütter und qualifizieren sich dadurch zum Betreuen erkrankter Kinder. Seitens KiB wird einmal im Jahr eine spezielle Weiterbildung angeboten. Einige der Notfallmamas haben auch das Zertifikat zur Kinderbetreuung. Von jeder Notfallmama liegt ein Strafregisterauszug vor. Was alle Notfallmamas gemeinsam haben, ist die Freude am Umgang mit Kindern!
Hilde Neubacher (Foto s.u.) ist eine jener Notfallmamas. Sie ist gelernte Erzieherin und hat selbst zwei fast erwachsene Söhne. Sie ist 2006 auf KiB aufmerksam geworden, hat die vergangenen Jahre punktuell auch immer wieder selbst die Unterstützung des Vereins in Anspruch genommen und engagiert sich seither sehr aktiv. Als Notfallmama ist sie schwerpunktmäßig in Bergheim und im Salzburger Flachgau im Einsatz und unterstützt dort Familien. Ihr persönlich ist es besonders wichtig, dass sich die Kinder gut aufgehoben fühlen und Familien der Druck, aufgrund von Mehrfachbelastungen, genommen wird.
Die Notfallmamas sind viel im Einsatz und können daher immer Verstärkung gebrauchen. Engagierte, zeitlich flexible und zuverlässige Menschen, die Erfahrung im Umgang mit Kindern haben, sind herzlich willkommen.
Nähere Informationen erhälst du unter:
Tel. +43 664/6203040
E-mail: info@nofallmama.or.at
Weitere Angebote des Vereins KiB für Familien
Im Zentrum des Handelns des Vereins stehen das Kind mit seinen Bedürfnissen sowie die Eltern mit ihren Anliegen.
Der Verein KiB
- bietet kompetente und vertrauensvolle Beratung und Hilfe für Familien. KiB ist 7 Tage in der Woche rund um die Uhr für Eltern unter +043- 664 / 6 20 30 40 erreichbar, um den Betreuungsbedarf entgegen zu nehmen. Die Suche nach einer Notfallmama beginnt dann am frühen Morgen.
- hilft bei der Verbesserung der Situation bei der mobilen Kinderkrankenpflege oder bei der Begleitung im Krankenhaus.
- unterstützt Familien bei den Kosten, die durch die Erkrankung und/oder Betreuung eines Kindes (bis zum vollendeten 18. Lebensjahr) entstehen. Dafür wird Österreich weit mit den Krankenhäusern zusammengearbeitet.
- setzt sich zum Wohl des Kindes ein und vertritt die Anliegen der Familien in der Öffentlichkeit. Die Feststellung „Kinder sind unsere Zukunft, wir ihre Gegenwart“ muss gelebt werden, das heißt, dass WIR als Gesellschaft Verantwortung übernehmen müssen.
KiB unterstützt Familien mit Kindern von der Geburt bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Die Mitglieder können jederzeit aus dem Verein austreten. Um die Angebote des Vereins nutzen zu können, ist eine Mitgliedschaft erforderlich. Egal, wie viele Kinder vorhanden sind, der Mitgliedsbeitrag von 14,50 Euro monatlich bleibt für die ganze Familie gleich. KiB unterstützt ab dem Zeitpunkt des Beitrittes. Die finanzielle Unterstützung erfolgt in den ersten zwei Monaten ab Beitritt bis zu 50%, danach zu 100%. Familien mit Kindern, die nicht älter als 3 Monate sind, werden ab dem Tag des Beitrittes zu 100% unterstützt.
Vielen Dank für eure Feuerwehreinsätze zum Löschen der brennenden Betreuungsfragen!
Petra Obermayer (Foto s.u.) ist seit mehr als 5 Jahren Mitglied beim Verein und sehr dankbar für diese Mitgliedschaft. Dank dieser Hilfe ist es möglich, dass sie trotz fehlendem Familien- Netzwerk vor Ort berufstätig sein kann und im Krankheitsfall mit dem Verein KiB einen verlässlichen Partner an ihrer Seite hat. Erleichternd ist für sie und ihren Lebensgefährten, dass die Notfallmamas von KiB auch angerufen werden können, wenn das Kind nur leicht verkühlt ist. KiB möchte den Familien ermöglichen, dass das Kind ausreichend Zeit zum Auskurieren einer Erkrankung hat. Oft kann so auch eine stärkere Erkältung „abgefangen“ werden, wenn sich Kinder rechtzeitig schonen und zu Hause bleiben! Denn kein Kind soll krank den Kindergarten oder die Schule besuchen müssen.
„Wie wir mit den Kindern heute umgehen, das wird die Welt von morgen prägen!“
Der Verein KiB hat es sich zum Ziel gesetzt, Rahmen zu schaffen, das kranke Kinder im Krankenhaus begleitet werden und/ oder zu Hause in Ruhe gesund werden können. Dies sollte für alle Eltern finanziell leistbar sein! Damit dies auch im Bundesland Salzburg möglich wird, braucht es Kooperationen, wie es sie in der Steiermark bereits gibt. In Zusammenarbeit mit TAGESMÜTTER Steiermark entwickelte KiB das Projekt „Genau jetzt!“, bei dem ausgebildete Betreuerinnen in fixer Anstellung bei der Stadt Granz sind und für die Eltern nur ein geringer Selbstbehalt bei der Inanspruchnahme der Kinderbetreuung anfällt.

Das Bild zeigt v.r.n.l.: Petra Obermayer, Mutter eines 7-jährigen Sohnes, die seit vielen Jahren den Verein KiB in Anspruch nimmt; Hilde Neubacher, Notfallmama; Brigitte Angerer, Landeskoordinatorin für die Bundesländer Salzburg, Tirol und Voralberg sowie Katharina Theißig.
Kontakt und Informationen
Verein KiB children care
Internet: www.kib.or.at
KiB ist 24 -Stunden erreichbar. Rufe hier an: +0043- 664 / 6 20 30 40
Folgende Gruppen und Vereinigungen bemühen sich, die Rechte der Kinder in Österreich umzusetzen:
- BKKÖ – Berufsverband Kinderkrankenpflege Österreich
- Dachverband MOKI Österreich Mobile Kinderkrankenpflege
- Lobby4Kids
- NC – National Coalition Netzwerk Kinderrechte Österreich
- Österreichische LIGA für Kinder- und Jugendgesundheit
- PKM Politische Kindermedizin
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